Liebe Alexandra, in diesem Jahr habt ihr mit dem Zertifikats-Lehrgang Nachhaltigkeitskommunikation ein neues Programm an den Start gebracht. Was ist das Besondere an dem neuen Kurs?

Unser Zertifikats-Lehrgang ist einer der ersten, der sich spezifisch mit der Kommunikation von Nachhaltigkeitsthemen in einem strukturierten Rahmen auseinandersetzt. Er geht weit über allgemeine PR oder Unternehmenskommunikation hinaus, bezieht aktuelle regulatorische Rahmenbedingungen mit ein und bietet den Teilnehmenden einen tiefen Einblick in die Zusammenhänge zwischen Unternehmensstrategie und Nachhaltigkeitsstrategie. Der Kurs ist praxisorientiert, behandelt reale Fallstudien und zeigt, wie man Transparenz, Vertrauen und Glaubwürdigkeit in der Nachhaltigkeitskommunikation aufbaut.

Warum braucht es eigentlich eine Ausbildung speziell für Nachhaltigkeitskommunikator:innen?

Die Komplexität von Nachhaltigkeitsthemen und die sich ständig ändernden rechtlichen Bestimmungen erfordern eine fundierte und fokussierte Ausbildung. Es reicht aus meiner Sicht nicht mehr aus, allgemeine Kommunikationsstrategien zu kennen. Kommunikator:innen müssen in der Lage sein, klare und konforme Aussagen über die Nachhaltigkeitsperformance eines Unternehmens zu treffen. Zudem spielt die Berücksichtigung von Doppelter Wesentlichkeit eine entscheidende Rolle, was spezialisierte Kenntnisse notwendig macht.

Du hast die „Doppelte Wesentlichkeit“ angesprochen – könntest du diesen Begriff kurz erklären?

Doppelte Wesentlichkeit bedeutet, dass Unternehmen nicht nur prüfen müssen, wie Nachhaltigkeitsthemen ihre finanziellen Ergebnisse beeinflussen, sondern auch, wie ihre Aktivitäten die Umwelt und Gesellschaft betreffen. Es umfasst also sowohl die finanzielle Wesentlichkeit (Auswirkungen auf das Unternehmen) als auch die ökologische und soziale Wesentlichkeit (Auswirkungen des Unternehmens auf Umwelt und Gesellschaft).

Was sind aus deiner Sicht weitere aktuelle Herausforderungen in der Nachhaltigkeitskommunikation?

Eine der größten Herausforderungen ist die Balance zwischen Transparenz und dem Schutz unternehmenssensitiver Informationen. Unternehmen stehen unter Druck, immer mehr Daten offenzulegen, wie es zum Beispiel die neuen ESRS-Vorgaben verlangen. Gleichzeitig müssen sie sicherstellen, dass diese Daten verständlich und glaubwürdig sind.

Wie bereitet der Zertifikats-Lehrgang die Teilnehmenden auf diese Herausforderungen vor?

Unser Kurs setzt sich intensiv mit regulatorischen und strategischen Anforderungen auseinander und vermittelt den Teilnehmenden die nötigen Werkzeuge, um diese in ihrer Kommunikation umzusetzen. Wir legen großen Wert auf praktische Übungen, bei denen die Teilnehmer:innen lernen, komplexe Nachhaltigkeitsthemen zielgruppengerecht aufzubereiten und die Akzeptanz ihrer Aussagen zu gewährleisten. Dabei arbeiten wir interdisziplinär mit Expert:innen aus verschiedenen Bereichen zusammen. Unser praxisorientierter Ansatz befähigt die Teilnehmenden, das Gelernte direkt in ihrem beruflichen Alltag anzuwenden.

Für welche Themen haben sich die Teilnehmer:innen des ersten Kursdurchlaufs besonders interessiert?

Besonders großes Interesse gab es an den neuen EU-Vorgaben wie die CSRD und ESRS. Auch die Frage, wie man Nachhaltigkeit effektiv in verschiedenen Kanälen kommunizieren kann, hat viele Teilnehmende beschäftigt. Ein weiterer Schwerpunkt war die Vermeidung von Greenwashing.

Was ist für dich als Lehrgangsleiterin das Schönste an der Arbeit mit den Teilnehmenden?

Am meisten Spaß macht mir, dass ich die Teilnehmenden auf ihrer Lernreise begleite und sehe, wie sie die oft komplexen Inhalte des Lehrgangs nicht nur verstehen, sondern auch kreativ und innovativ in ihre eigenen beruflichen Kontexte integrieren. Es ist inspirierend, wie engagiert die Teilnehmenden sind und wie sehr sie das Thema Nachhaltigkeit in ihrer täglichen Arbeit vorantreiben wollen.

Vielen Dank für deine Zeit und die Einblicke, liebe Alexandra!

 

Über Alexandra
Alexandra Morton ist Praxis-Dozentin für Supply Chain Management, Nachhaltigkeit und Digitale Transformation an der Quadriga Hochschule in Berlin. Sie ist außerdem Gründerin der Firma Circularify, die sich auf Business Angel Investments und Unternehmensberatung für den Bereich nachhaltige Supply Chains und Kreislaufwirtschaften spezialisiert hat.

Nachdem Alexandra mehr als 25 Jahre in leitenden Positionen in der Lieferkette und als Geschäftsführerin bei Unternehmen wie Infarm, Adidas, Unilever, Starbucks und FedEx gearbeitet hat, konzentriert sich ihre Arbeit und Leidenschaft heute auf die Entwicklung, Optimierung und Transformation von Lieferketten, mit besonderem Schwerpunkt auf ‚Digital First‘.